Lufthansa Cargo McDonnell Douglas MD-11F












Lufthansa Cargo - Von der DC-8 zur MD-11F
Am 17.10.2021 landete zum letzten Mal eine McDonnell Douglas MD-11 der Lufthansa Cargo in Frankfurt und damit endete nach dreiundzwanzig Jahren auch die Ära der letzten dreistrahligen Flugzeuge im Konzern, die im Jahre 1964 mit der Boeing 727 begann und über die Douglas DC-10 zur MD-11 führte.

Lufthansa Cargo führte die MD-11 im Jahre 1998 ein und ersetzte mit diesem Typ ihre acht mittlerweile in die Jahre gekommenen Douglas DC-8/73F, die ab Juli 1984 vom Vorgängerunternehmen German Cargo beschafft wurden.
Bereits gegen Ender siebziger Jahre begann man bei McDonnell Douglas mit der Weiterentwicklung der DC-10, bei der der Rumpf um etwa sechs Meter verlängert wurde, während man die Spannweite der Tragflächen fast unverändert von der DC-10 übernahm. Die sichtbarste Veränderung betraf die Winglets, die an den Tragflächenenden angebracht wurden, dazu kamen noch weitere aerodynamische Optimierungen, mit denen die MD-11 beim Treibstoffverbrauch deutlich unter der DC-10 liegen sollte.
Mitte der achtziger Jahre trafen die ersten Bestellungen für dieses Muster ein und man begann mit dem Bau der ersten Maschinen. Am 10.01.1990 fand der Erstflug statt und die Erprobung konnte mit den schon gebauten fünf Exemplaren zügig durchgeführt werden und bereits im Dezember 1990 wurde die MD-11 bei Finnair in Betrieb genommen.

Für die MD-11 wurden zwei Triebwerksmodelle angeboten. Lufthansa entschied sich anstelle des PW4460 von Pratt & Whitney für das schubstärkere General Electric CF6-80C mit jeweils 279 kN Schub, das im übrigen an mehr als der Hälfte aller gebauten MD-11 verwendet wurde.
Das machte die MD-11 nicht gerade zu einem echten Leisetreter – besonders, wenn sie auf der Startbahn kräftig Anlauf nahm, um ihre fast dreihundert Tonnen Gewicht in die Luft bringen zu können.

Ein Verkaufserfolg wurde die MD-11 nicht – was vor allem daran lag, dass die Maschine durch ihren hohen Treibstoffverbrauch nicht die vom Hersteller versprochenen Reichweiten erzielte und als Folge über fünfzig bestellte Maschinen von den Kunden wieder storniert wurden.
Es wurden im Laufe der Jahre zwar deutliche Verbesserungen durch den Hersteller eingeführt, aber für die reine Passagierversion der MD-11 interessierte sich praktisch niemand mehr – dafür wurde aber die Vollfrachtversion als ideale Ergänzung zur Boeing 747 angesehen, da sie mit ihren drei Triebwerken günstiger flog und über 90 Tonnen Fracht fast 8000 Kilometer weit transportieren konnte.
Damit lag die MD-11F für Lufthansa Cargo deutlich über den damals schon fast dreißig Jahre alten DC-8/73F.

Die ersten beiden MD-11 (D-ALCA / CB) erreichten Lufthansa Ende Juni 1998 und gingen recht zügig in den Einsatz. Bis zum Oktober des Jahres befanden sich bereits fünf Exemplare dieses Musters in der Flotte – neun weitere Maschinen folgten zwischen November 1999 und Januar 2001, darunter mit D-ALCN die zweihundertste und letzte gebaute Maschine dieses Typs.
Zwischen November 2004 und Juli 2005 wurde die Flotte um fünf gebrauchte Maschinen erweitert, die man aus Beständen der Alitalia, VASP und VARIG erwarb. Diese Flugzeuge waren Umbauten aus ehemaligen Passagiermaschinen und auch die ersten Exemplare, die ab 2013 wieder abgestoßen wurden – bis auf D-ALCQ, die am 27.07.2010 bei der Landung in Riad in einen Totalschaden verwandelt wurde.

17.September 2021 - Der letzte Monat für D-ALCC bricht an
Am 17.09.2021 wurde ich zusammen mit mehreren anderen Luftfahrtinteressierten eingeladen, D-ALCC – die letzte aktive Lufthansa Cargo MD-11F – noch einmal live von der Landung bis zur Entladung zu erleben. Der Vorfeldbesuch an diesem Tag galt einzig und alleine dem Besuch der älteren Dame, die in den letzten Monaten bis zu ihrer Ausmusterung nur noch auf der FRA-JFK-FRA-Route eingesetzt wurde.
Was zu Beginn aussah wie tägliche Routine, wechselte später in die Erkenntnis, zum letzten Mal eine MD-11F der Lufthansa Cargo auf dem Vorfeld sehen und besichtigen zu dürfen.

17.09.2021 – Besuchstag
D-ALCC, seit August 1998 als dritte MD-11F für Lufthansa Cargo im Einsatz, befand sich an diesem 17.09.2021 gegen 10:00 über der britischen Insel und näherte sich ihrem Ziel Frankfurt mit einer Geschwindigkeit von fast 500 Knoten. In 35000 ft passierte sie Cardiff, Bristol und London. Canterbury war der letzte größere Ort vor der Kanalküste den sie überflog, die Kanalüberquerung selbst dauerte nur fünf Minuten.
Seit ihrem Start in New York um 04:29 (MESZ) befand sich die Maschine seit sechs Stunden in der Luft und hatte bereits mehr als 5600km zurückgelegt. Den Start in JFK und die nächsten zehn Minuten danach hatte ich in Planefinder verfolgt, um mir einen groben Überblick zur geschätzten Ankunftszeit zu verschaffen.
Eine halbe Stunde vor der Landung wurde die belgisch-französische Küste überquert. Zwanzig Minuten später – die Maschine befand sich jetzt bei Liege – leitete die Crew den Sinkflug ein und passierte die deutsche Grenze in 26000ft.
Die Frankfurter Anflugkontrolle übernahm die Maschine jetzt und die letzten zwanzig Minuten vor der Landung zogen sich zäh dahin – auf meiner Smartphone-App bewegte sich das Flugzeug kaum und und ich fragte mich, ob bei den 350kts auf der Anzeige sich nicht irgendwo eine Kommastelle verborgen hatte..
Millimeterweise schob sich das Flugzeugsymbol nach Osten, um dann nach gefühlt endlos langer Zeit endlich auf den ILS-Gleitstrahl einzuschwenken, an dessem Ende wir die Maschine fotografisch in Empfang nehmen wollten.

Wir erreichten die Abstellposition vor D-ALCC ohne Hektik und verließen auch sehr rasch den Bus. So wie die Maschine auch, die sich langsam unserer Gruppe näherte und ein paar Sekunden später groß und sehr laut an unseren Objektiven vorbeischlich.
61 Meter Länge ist schon eine Hausnummer. Als die Maschine an mir vorbeirollte, kam ich mir mit meinem 14-mm Weitwinkelobjektiv vor, als stünde ich mit einer Geige beim Banküberfall.


Motor Nummer Zwei, ein Winglet und ein paar schmutzige Rumpfteile – mehr ging nicht.
Sekunden später war sie an ihrer Position angekommen und die Triebwerke wurden abgestellt. Jetzt hatte das Bodenpersonal seinen Auftritt.


Während einige von uns noch auf einen kleinen Plausch bei den Piloten vorbeischauten, die geduldig Fragen beantworteten, begann man weiter hinten mit dem Entladen der Fracht.
Die MD-11 transportiert bis zu 94 Tonnen Fracht in ihrem fast 46 Meter langen und sechs Meter breiten Frachtraum. Ein- und ausgeladen wird durch eine ca. 2,6 m x 3,6m große Frachttür.
Eine knappe Stunde nach der Landung war unser Besuch auch schon wieder vorbei. Die Besatzung befand sich auf dem Heimweg in den wohlverdienten Feierabend, D-ALCC wurde für den nächsten Flug am gleichen Abend vorbereitetet und wir fuhren zurück zum Terminal.
Ein paar Tage später – am 09.10.2021 – war ich wieder unterwegs und bekam D-ALCC noch einmal vor die Linse. jetzt hatte man ihr einen „Farewell“-Sticker hinter den Tragflächen angebracht, den sie bis zum Ende trug.

Da standen wir also am ersten Drittel der Bahn und starrten abwechselnd vom Smartphone gespannt in den Anflug, in dem sich bereits „unsere“ MD-11 befand. Kurze Zeit später tauchten ihre Lichter auf und die Maschine war jetzt auch deutlich zu erkennen. Die Spannung stieg an, D-ALCC war jetzt schon bei Neu-Isenburg und näherte sich uns mit weniger als 200kts, wobei die Piloten schon längst dabei waren, Fahrt und Höhe weiter zu reduzieren. Zwei Minuten später ging alles ganz schnell: D-ALCC kam mit 155kts am Spotterpunkt vorbei und setzte recht zügig vor uns auf. Eigentlich waren es nur etwa fünfzehn Sekunden, in denen die Maschine an uns vorbei ging – für mich war es wie Zeitlupe.

Während die Piloten ihre Maschine mit Spoiler, Reversers und Radbremsen entschleunigten, waren wir schon wieder im Bus und machten uns ebenfalls auf den Weg zur Parkposition. Wir überholten die Maschine, als sie die Landebahn verließ und schafften es noch rechtzeitig, vor ihr den Abstellplatz zu erreichen. Vielleicht war es auch anders und Piloten und Tower gaben uns zwei Minuten Vorsprung, damit wir vor der MD-11 da sein können.






17.10.2021 - Die letzte Landung
Vier Wochen nach unserem Besuch auf dem Vorfeld kam dann auch das Ende für D-ALCC. Zumindest bei Lufthansa Cargo.
D-ALCC, zum letzten Mal auf dem Kurs LH8161 von JFK nach FRA unterwegs, hatte New York um 05:15 (unserer Zeit) verlassen und wurde gegen 12:00 in Frankfurt erwartet.
Fünfzehn Minuten vor der Landung ging es nochmal in eine kurze Anflugverlängerungsschleife (vermutlich eine Erfindung der DFS und dient zur Steigerung der Spannung) über dem westlichen Taunus, bevor dann die Landung erfolgte.
Ja – und dann kam sie typisch donnernd und wie sonst auch immer über den Wald vor der Kiesgrube geflogen und wurde von mir abgelichtet.
Zum letzten Mal.

Lufthansa Cargo MD-11 / MD-11F
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